Schau-E-Werk Grasstein

E-Werk

Projekt: Kuratorium für Technische Kulturgüter
Foto: Monika Leitner

Zum Bauvorhaben

Das historische, derzeit stillgelegte Kraftwerk, auf einem in das Eisacktal hineinragenden Schuttkegel, wird als erstes unbemanntes Schaukraftwerk an der Fahrradachse Brenner-Franzensfeste öffentlich zugänglich gemacht. Nach rund einem Jahr (2005) wurden am Kleinkraftwerk in der Sachsenklemme die Bauarbeiten abgeschlossen.

Das historische, derzeit stillgelegte Kraftwerk, auf einem in das Eisacktal hineinragenden Schuttkegel, soll als erstes unbemanntes Schaukraftwerk an der Fahrradachse Brenner-Franzensfeste im Frühjahr für Besucher geöffnet werden. Auf Knopfdruck von aussen wir im Krafthaus der Maschinensatz anspringen und so die Stromproduktion veranschaulicht.

Die wildromantische Naturoase, dominiert von Kraftwerk und Wasserfall ist ein stimmungsvoller Ort, in dem die Wechselwirkung von Natur und Technik hautnah erlebbar ist. Das Schaukraftwerk ist einer der zahlreichen Technikschauplätze, die längs der Südtiroler Fahrradwege auf Initiative des Kuratoriums inszeniert werden.

Nach einer detaillierten Bauaufnahme durch eine Gruppe der Geometerschüler unter der Leitung von Norbert Frenes wird jetzt das kleine Krafthaus samt Innenleben im Auftrag der Gemeinde Franzensfeste restauriert. Das E-Werk wird deshalb erhalten, weil es sehr kompakt ist und weil die einzelnen Funktionselemente leicht identifiziert werden können. Turbine, Schwungrad, Steuerung, Generator, Erreger, Schalttafel, Transformator und Leitung sind nazu perfekt im Original erhalten. Das E-Werk repräsentiert die Stromproduktion im südlichen Alpenraum.

Die technischen Arbeiten wurden von Ingenieur Fritz Starke koordiniert, für das architektonische Konzept samt Freiraumplanung zeichnet Architekt Markus Scherer verantwortlich, die Lichtberatung lag in den Händen von Dieter Bartenbach. Die neue Dachkonstruktion mit integriertem Oberlicht schützt den Bau vor Witterungseinflüssen. Schritt für Schritt wurden das Mauerwerk erneuert und der Innenputz saniert. Die Bauarbeiten wurden von der Baufirma Josef Rastner ausgeführt. Der Clou: die Eingangstür zum Maschinenraum hin besteht aus einer vandalensicheren Glasscheibe und gibt damit den Blick frei auf den Innenraum. Die beiden seitlichen Fenster wurden mit reflexionsfreiem Glas neu eingeglast. Damit stehen Turbine, Generator, Traforaum und Stromverteilung im Blickfang des Besuchers.

Im Aussenbereich wurde beim Auslaufbecken ein optisch leichter Gitterrost auf die bestehenden Mauern gelegt, um so den Wasserfall zu erreichen. Abgestürzte Bäume und Gestrüpp wurden entfernt, die Felsen in ihrer Natürlichkeit belassen. Das vordere Becken Richtung Talseite wurde ausgebessert, der Beckenboden gereingt. Ein steter, dezent beleuchteter Wasserfilm rundet den Parcours ab. Der Nah- und Fernwirkung des Technikjuwels samt Wasserfall wird dank einfacher, aber gezielter Massnahmen Rechnung getragen.
Einer besonderen Form der Projektkooperation mit der Berufsschule Brixen mit den beiden Fachlehrern Herbert Sellemond und Helmuth Faller ist es zu verdanken, dass der abmontierte Maschinensatz von einer interessierten Schülergruppe restauriert und wieder funktionstüchtig gemacht wurde.
Gemeinsam mit dem Kuratorium sollen Schau-Kraftwerk und Rastplatz didaktisch erschlossen und nutzerorientiert zugänglich gemacht werden. Das virtuelle Technikmuseum mit den derzeit in der Schausammlung über 300 erhobenen Objekten erfährt so eine reale, mit allen Sinnen wahrnehmbare Ergänzung.

Panorama

Das alte Wasserkraftwerk in der Gemeinde Franzensfeste liegt auf einer wildromantischen Anhöhe, zirka 20 Meter vom neuen Fahrradweg entfernt, am orographisch rechten Ufer des Eisacks. Heute wird das Maschinenhaus durch einen Forstweg erschlossen, der auf der Höhe des alten Bahnwärterhäuschens in den Fahrradweg einmündet. Zu Fuss ist das Kraftwerk auch über einen Spazierweg vom Hotel Sachsenklemme aus erreichbar (zirka 15 Minuten).
Das Kraftwerk ist von Autobahn, Eisenbahn und Staatsstrasse aus als Superzeichen inmitten der grünen Oase in der Gemeinde Franzensfeste gut sichtbar.

Technik

Es handelt sich um ein Kraftwerk aus der Frühzeit der ländlichen Elektrifizierung in Südtirol aus dem Jahr 1931, welches beinahe unverändert bis ins Jahr 2001 Strom produziert hat. Nach Ausserbetriebnahme in Folge eines E-Werks-Neubaus konnte die Anlage als Schaukraftwerk erhalten werden.
Der Maschinensatz wurde originalgetreu von Schülern der Berufsschule Tschuggmall in Brixen restauriert, das denkmalgeschützte Gebäude wurde saniert und bietet durch einen eingeschobenen Glaskasten Einblick in die Funktionsweise des Kraftwerks. Dieses kann für Vorführzwecke in Betrieb genommen werden.
Sie wird mit einer maximalen Wassermenge von 1,0 l/sec betrieben, woraus sich eine maximale elektrische Leistung von 4,0 kW ergibt.

Bis zur Umwandlung in ein Schaukraftwerk diente des Wasserkraftwerk zur Energiegewinnung. Die Wasserentnahme erfolgte (und erfolgt auch heute noch) aus dem Gedeinbach, auch Kesselbach (Rio Catino) genannt, auf einer Höhe von 1266,6 m.ü.M.
Die bestehende Wasserfassung ist im Zuge der Arbeiten zu sanieren und aufgrund des stillzulegenden Speichers umzugestalten. Der bestehende Ablaufkanal wird als kleiner Speicher genutzt. Das bestehende Speicherbecken befindet sich oberirdisch auf einer Kote von 1255 m, hat einen kreisförmigen Grundriss mit 9,0 m Durchmesser und besteht aus Stahl. Aufgrund seiner Baufälligkeit und der dadurch hervorgerufenen Gefahr für den darunter liegenden Hang wird es abgerissen.
Die Druckrohrleitung verläuft oberirdisch auf der orographisch rechten Seite des Gedeinbaches, besteht aus verschweistem Stahl mit einem Durchmesser von 150 mm und hat eine Gesamtlänge von 1140,0 m. Das bestehende Krafthaus liegt auf der Bp. 134 in der KG Mittewald auf einer Höhe von 837,0 m.ü.M.
Die mittlere abgeleitete Wassermenge betrug ursprünglich 20 l/s, die Nennfallhöhe 444,6 und die mittlere Nennleistung 87,17 kW.

Geschichte

Das E-Werk Sachsenklemme wurde von Francesco (Franz) Fischer, ehemaliger Besitzer vom Hotel Sachsenklemme 1931 nach Plänen aus dem Jahr 1929 von Adolfo (Adolph) Schumacher erbaut. Aufgrund von finanziellen und wohl auch politischen Schwierigkeiten musste Fischer seinen Besitz abgeben. Die nachfolgenden Eigentümer, die Brüder Insom, verkauften 1972 Werk und Hotel an Josef Ganterer, der auch derzeit der Besitzer der Liegenschaften ist. Das Schaukraftwerk ist mittels Konvention der Gemeinde Franzensfeste übertragen worden. Die Leistung des Werkes schwankte im Winter von 35 kW bis 100 kW während der Sommermonate.
Das Kraftwerk wurde am 11.5.2001 durch ein neues nahe gelegenes grösseres Werk abgelöst. Das alte Kraftwerk versorgte an die 30 Haushalte in Grasstein sowie das Hotel Sachsenklemme mit Strom. Das Abwasser des Werkes wurde wegen seiner Reinheit für die Pappeproduktion der Firma Pretz verwendet.